Beschreibung*
Quantitative Bestimmung von alpha und gamma-Amanitin in humanem Serum/Harn mittels ELISA
Ziel und Zweck der Untersuchung
Amatoxinen sind zyklische Oligopeptide, welche aus acht Aminosäuren aufgebaut sind. Amatoxine sind aufgrund Ihrer Hemmung von RNA-Polymerasen durch Ubiquitinierung und dadurch Hemmung der Transkription ausgesprochen toxisch und potentiell lebensbedrohlich. Von den acht bekannten Amatoxine sind α-Amanitin, β-Amanitin und γ-Amanitin die gefährlichsten Vertreter. Amatoxine kommen neben den Phallotoxinen in einigen Pilz-Arten der Gattung Amanita vor (Grüner Knollenblätterpilz / A. phalloides, kegelhütiger Knollenblätterpilz / A. virosa oder und Frühlingsknollenblätterpilz / A. verna). Das einzige bekannte Gegenmittel ist Silibinin in Kombination mit Aktivkohle und N-Acetylcystein. Nach Aufnahme von Knollenblätterpilzen kommt es nach 6-24 Stunden zu Gastroenteritis mit Erbrechen und Diarrhoe. Auf diese Phase folgt typischerweise ein symptomloses Intervall, bevor es nach 24-48 Std. nach Pilzeinnahme zu einem Leber- und Nierenversagen kommen kann. Weitere mögliche Symptome sind Reizungen der Atemwege, Kopf/Rückenschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Kurzatmigkeit, Husten sowie Harndrang. Entscheidend für das Überleben des Patienten ist das Ausmass der Leberschädigung, welche auch eine Lebertransplantation erforderlich machen kann. Die Bestimmung alpha/gamma Amanitin ist indiziert bei V.a. auf Pilzvergiftung mit entsprechender Symptomatik. Amanitinspiegel > 1,5 ng/ml können auf eine Amanitinvergiftung hinweisen. Hinweis: Um eine adäquate Sensitivität zu gewährleisten, ist die Gewinnung von Probenmaterial unmittelbar nach dem Vergiftungszeitpunkt unbedingt erforderlich.
Prinzip des Verfahrens
Kompetitiver ELISA. In den mit anti-alpha/gamma-Amanitin Antikörper beschichteten Mikrotiterstreifen werden die Proben, Kontrollen und die Standards mit Biotin-markiertem Amanitin gemischt. Das unmarkierte Antigen alpha/gamma-Amanitin in der Patientenprobe verdrängt einen Teil des markierten Antigens von den Bindungsstellen am anti-alpha/gamma-Amanitin-Antikörper. Nach einem Waschschritt, wird Meerrettichperoxidase (HRP)-konjugiertes Streptavidin zugegeben, welches an die Biotin-Antikörper-Komplexe bindet. Durch einen Waschschritt werden die freien von den gebundenen Antigenen getrennt. Die nach der anschließenden Substratreaktion bei 450 nm gemessene optische Dichte (OD) ist umgekehrt proportional zur alpha/gamma-Amanitin Konzentration. Die unbekannten Proben werden anhand einer Standardkurve ausgewertet.
Literatur
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Ergebniseinheit
µg/l
Einheiten(sonstige)
µg/l
Synonyme
Amatoxine, Knollenblätterpilz-Vergiftung
Analysenfrequenz
notfallmäßig b.Bed.
Nachforderungsmöglichkeit der Analyse
(Stunden, Tage)
<36 Stunden
Spezimen
(Plasma, Serum, Harn)
Serum, Urin
Sammelperiode
nicht zutreffend
Mindestvolumen pro Anforderung vor Zentrifugation
(vor Zentrifugation)
1 ml
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe
Urin Monovette
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe(sonstige)
nicht zutreffend
Spezielle Präanalytik - Probentransport
Um eine adäquate Sensitivität zu gewährleisten, ist die Gewinnung von Probenmaterial unmittelbar nach dem Vergiftungszeitpunkt unbedingt erforderlich.
Messbereich
1-100 µg/l
Allgemeine Störungen
(z.B. Lipämie, Hämolyse, Bilirubinämie)
Keine genauen Angaben seitens des Herstellers über allgemeine Störfaktoren. Möglichst keine stark hämolytischen, ikterschen oder lipämischen Proben verwenden.
Kreuzreaktionen
(z.B. immunologisch)
Kreuzreaktivität in %: alpha-Amanitin: 100.0 % beta-Amanitin: 0.1 % gamma-Amanitin: 90.0 % Eta-Amanitin: 0.1 % Phalloidin: <0,1% Phallacidine: <0,1%
Kennzeichnung des Analyse-Verfahrens nach MPG / IVDR
CE-IVD zertifiziert
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