Beschreibung*
Genotypisierung von Cytochrom P450 Isoenzym 2C9 *1,*2,*3 aus Vollblut mittels PCR und RFLP.
Ziel und Zweck der Untersuchung
Das untersuchte Gen codiert für das Cytochrom P450 Iso-Enzym CYP2C9, welches an der Verstoffwechslung von mehreren hundert Medikamenten beteiligt ist. Mutationen in diesem Gen können zu veränderter Enzymaktivität und somit verändertem Medikamenten-Abbau führen, was eine Anpassung der Dosierung notwendig macht. Daraus ergibt sich die große Bedeutung dieser Genpolymorphismen, um toxische Medikamentenwirkungen zu verhindern. Die Allele *2 und *3 entstehen durch einzelne Punktmutationen der chromosomalen DNA (single nucleotide polymorphisms, SNPs), welche den Austausch von jeweils einer Aminosäure an Position 144 bzw. 359 der Aminosäurenkette zur Folge haben. Der Wildtyp CYP2C9*1 besitzt in der Position 144 seiner Aminosäurenkette die Aminosäure Arginin, an der Position 359 die Aminosäure Isoleucin (CYP2C9*1Arg144/Ile359). Bei CYP2C9*2 (430C>T, R144C) ist im Exon3 das Arginin durch Cystein ersetzt (CYP2C9*2Cys144/Ile359), bei CYP2C9*3 (1075A>C) im Exon7 das Isoleucin durch Leucin (CYP2C9*3Arg144/Leu359). Die einzelnen Allelvarianten weisen unterschiedliche Enzymaktivitäten auf. Zahlreiche Arbeiten belegen, dass sowohl *2 als auch *3 die Clearance zahlreicher klinisch relevanter Medikamente in vitro signifikant senken und Nebenwirkungen bei Medikamenten mit geringer therapeutischer Breite vermehrt eine Senkung der Dosis in vivo erforderlich machen. Klinische Studien konnten darlegen, dass die zwei CYP2C9-Allele die Enzymaktivität unterschiedlich herabsetzen: CYP2C9*3 bewirkt bei den meisten CYP2C9-Substraten einen deutlich verlangsamten Metabolismus, wärend CYP2C9*2 in den meisten klinischen Studien nur geringe Auswirkung auf die Enzymaktivität zeigte. Eine Ausnahme macht das CYP2C9-Substrat S-Warfarin: Träger des Genotyps CYP2C9*2/*2 zeigen eine deutlich niedrigere orale S-Warfarin-Clearance sowie ein höheres Blutungsrisiko. Teilweise existieren also für das CYP2C9*2 Allel Unterschiede in der Aktivität je nach Medikament. So ist die Aktivität von CYP2C9*2 Trägern für das Medikament Torasemid gar nicht eingeschränkt, aber für das Medikament Naproxen ist in der Literatur eine deutliche Einschränkung belegt.
Prinzip des Verfahrens
In einem ersten Schritt erfolgt die Isolierung genomischer DNA aus dem Untersuchungsmaterial. Nach Amplifikation der Nukleinsäure in drei verschiedenen PCR-Reaktionen erfolgt ein Verdau mit spezifischen Restriktionsendonukleasen. Die Genotypisierung erfolgt nach dem Prinzip der Restriktionsfragmentlängenpolymorphismus-(RFLP)Analyse in einem Kapillareletrophoresesystem.
Literatur
• Aomori T et al. Rapid single-nucleotide polymorphism detection of cytochrome P450 (CYP2C9) and vitamin K epoxide reductase (VKORC1) genes for the warfarin dose adjustment by the SMart-amplification process version 2. Clin Chem. 2009 Apr;55(4):804-12. Epub 2009 Jan 30. • Womack et al. Identification of a synonymous polymorphism within the cytochrome P4502C9 gene that interferes with identification of the CYP2C9*2 allele. Ther Drug Monit. 2007 Oct;29(5):607-11.
Ergebniseinheit
Einheiten(sonstige)
qualitative Analyse
Synonyme
CYP2C9 Genotypisierung Pharmakogenetik Warfarinstoffwechsel Arzneimittelnebenwirkung
Analysenfrequenz
1x wöchentlich
Nachforderungsmöglichkeit der Analyse
(Stunden, Tage)
72 Stunden
Spezimen
(Plasma, Serum, Harn)
EDTA-Vollblut
Sammelperiode
nicht zutreffend
Mindestvolumen pro Anforderung vor Zentrifugation
(vor Zentrifugation)
1 ml
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe
K-EDTA Monovette
Spezielle Präanalytik - Probentransport
Für die TPMT-Genotypisierung ist derzeit keine Einverständniserklärung erforderlich. Probenanlieferung bei 2-8°C, nicht frieren, nicht aliquotieren. Keine Annahme von Sekundärröhrchen! Laut Beschluss der österreichischen Genttechnikkommission vom 4.12.2009 gilt für pharmakogenetische Untersuchungen folgende Regelung: Sollte ein im Zuge einer pharmakogenetischen Untersuchung analysierter Polymorphismus auch Aussagen i.S.d. §65 Abs.1 Z3 und 4 GTG über die Veranlagung für eine möglicherweise künftig ausbrechende genetisch bedingte Erkrankung zulassen, so ist die Untersuchung dieses Polymorphismus antragspflichtig i.S.d. §68 Abs.2 GTG.
Messbereich
*1/*1, *1/*2, *2/*2, *1/*3, *2/*3, *3/*3
Allgemeine Störungen
(z.B. Lipämie, Hämolyse, Bilirubinämie)
•Heparin als Antikoagulans •Unzureichende Qualität und/oder Quantität des Probenmaterials
Kreuzreaktionen
(z.B. immunologisch)
Im Falle eines von Womack et al. beschriebenen Single Nucleotide Polymorphism (C429T) kann die Genotypisierung mittels RFLP falsch positive Ergebnisse liefern (wobei der Poly-morphismus nicht in der NCBI SNP Database registriert ist). Dieser SNP befindet sich unmittelbar neben dem – den Genotyp*2 definierenden – SNP C430T und tritt mit einer geschätzten allelischen Frequenz von 0,05% auf.
Kennzeichnung des Analyse-Verfahrens nach MPG / IVDR
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