Beschreibung*
Zöliakie Genotypisierung (HLA DQ2, HLA DQ8) aus Vollblut mittels PCR und reverser Hybridisierung
Ziel und Zweck der Untersuchung
Bei der Zöliakie handelt es sich um ein klinisch sehr heterogenes Krankheitsbild. Die Bandbreite reicht von asymptomatischen bis hin zu schwer erkrankten Patienten. Als einziger Hinweis für eine Zöliakie kann z.B nur isoliert eine Transaminase erhöht sein. Bei schweren Verläufen sind Symptome wie zum Beispiel Durchfälle, Malabsorption, Gedeihstörungen oder das Vorkommen von anderen Autoimmunerkrankungen möglich. Darüber hinaus können zum Erscheinungsbild der Zöliakie auch neurologische oder psychiatrische Symptome gehören. Auch die Fertilität kann gestört sein. Für die Labordiagnostik bedeutend ist die erhöhte Koinzidenz von Zöliakie und IgA-Mangel. Bei der Zöliakie gelangen unverdaute Peptidfragmente des Gliadins in das Dünndarmepithel. Dort werden sie mit Hilfe des Enzyms Gewebetransglutaminase chemisch verändert. Durch Abspalten von Ammoniak, Deamidierung genannt, kann das Molekül besser an das HLA-DQ-Molekül binden. Im weiteren Verlauf wird das Gliadin von bestimmten Zellen, die über die Moleküle HLA-DQ2 oder HLA-DQ8 verfügen müssen, präsentiert. Die Bestimmung des HLA-Genotyps hat daher einen sehr hohen negativen prädiktiven Wert zum Ausschluss der Zöliakie. Im Gegensatz zu etwa 20% der Gesamtbevölkerung tragen ca. 95% aller Zöliakiepatienten das HLA-DQ2 Molekül. Von jenen DQ2-negativen Zöliakiepatienten (ca. 4.5%) ist die überwiegende Zahl positiv für das HLA-DQ8 Molekül. Die Bestimmung der Moleküle DQ2 und DQ8 ist für die Zöliakie ebenso ein diagnostischer Marker, wie es beispielsweise HLA-B27 für die akylosierende Spondylitis (M. Bechterew) ist. Untersuchungen an europäischen Zöliakiepatienten haben gezeigt, dass nur ca. 0.5% weder DQ2 noch DQ8 tragen. Eine HLA-DQ2 oder HLA-DQ8 Negativität erlaubt daher den Ausschluss einer Zöliakie mit einer Wahrscheinlichkeit von über 99%.
Prinzip des Verfahrens
Aus der Blutprobe wird genomische DNA isoliert. Zum Nachweis des HLA-DQ Genotyps werden verschiedene Allelgruppen der HLA-Loci DQA1 und DQB1 gemeinsam mit einem Referenzgen (interne Kontrolle) in einer Multiplex PCR amplifiziert. Refseq: HLA-DQB1 NM_001243961.2, HLA-DQA1 NM_002122.5. Die Charakterisierung der HLA-Allele erfolgt in einer reversen Hybridisierung mit sequenzspezifischen Oligonukleotidsonden (SSOP), die in vier Gruppen zur Identifizierung der Haplotypen zusammen gefasst sind. Die folgenden Genotypen werden mittels der angewandten Methode erfasst und gemäß aktueller Guidelines reportiert (Pritchard et al, Int J Immunogenet. 2024): HLA-DQ2.5 HLA-DQ8 HLA-DQ2.2 HLA-DQ2.5 und DQ8 HLA-DQ2.5 und DQ2.2 HLA-DQ8 und DQ2.2
Literatur
(1) Louka A.S. et al. Tissue Antigens 2003; 61: 105-117. HLA in coeliac disease: Unravelling the complex genetics of a complex disorder. (2) Louka A.S. et al. Hum. Immunol. 2003; 64: 350-358. A collaborative Eurepean search for non-DQA1*05-DQB1*02 celiac disease loci on HLA-DR3 haplotypes: Analysis of transmission from homozygous parents. (3) Kipatány A. et al. Aliment. Pharmacol. Ther. 2006; 24: 1395-1402. Diagnostic significance of HA-DQ typing in patients with previous coeliac disease diagnosis based on histology alone. (4) Murray J. et al. Clin. Gastroenterol. Hepatol 2007; 5: 1406-1412. HLA DQ gene dosage effect and risk and severity of celiac disease. (5) Vader W. et al. PNAS 2003; 100: 12390-12395. The HLA-DQ2 gene dose effect in celiac disease is directly related to the magnitude and breadth of gluten-specific T cell responses. (6) Clouzeau-Girard H. et al. J Pediatr Gastroenterol Nutr. 2011 Jun;52(6):729-733. HLA-DQ Genotyping Combined With Serological Markers for the Diagnosis of Celiac Disease: Is Intestinal Biopsy Still Mandatory? (7) Volta U. and Villanacci V. Cell Mol Immunol. 2011 Mar;8(2):96-102. Celiac disease: diagnostic criteria in progress. (8) Pritchard, D. et al. UK NEQAS and BSHI guideline: Laboratory testing and clinical interpretation of HLA genotyping results supporting the diagnosis of coeliac disease. Int J Immunogenet. 2024
Ergebniseinheit
Einheiten(sonstige)
qualitative Analyse
Synonyme
Sprue Glutenunverträglichkeit Gliadinunverträglichkeit HLA-DQ2, HLA-DQ8
Analysenfrequenz
1x wöchentlich
Nachforderungsmöglichkeit der Analyse
(Stunden, Tage)
nicht zutreffend (GTG §68 Analyse)
Spezimen
(Plasma, Serum, Harn)
EDTA-Vollblut
Sammelperiode
nicht zutreffend
Mindestvolumen pro Anforderung vor Zentrifugation
(vor Zentrifugation)
1 ml
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe
K-EDTA Monovette
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe(sonstige)
nicht zutreffend
Spezielle Präanalytik - Probentransport
Laut österreichischem Gentechnikgesetz ist eine schriftliche Einverständniserklärung zur Durchführung der Genanalyse erforderlich. Probenanlieferung bei 2-8°C, nicht frieren, nicht aliquotieren. Keine Annahme von Sekundärröhrchen!
Messbereich
Qualitative Analyse; zu erwartende Ergebnisse: HLA-DQ2.5, HLA-DQ2.2, HLA-DQ8, HLA-DQ2.5 und DQ8 , DQ2.5 und DQ2.2, HLA-DQ8 und DQ2.2, HLA-DQ2 und DQ8 nicht nachgewiesen
Allgemeine Störungen
(z.B. Lipämie, Hämolyse, Bilirubinämie)
- Unzureichende Qualität und/oder Quantität des Probenmaterials - Heparin als Antikoagulans
Kreuzreaktionen
(z.B. immunologisch)
Aufgrund der genetisch fixierten Kombination von HLA-Merkmalen, die das HLA-System charakterisieren, wird trotz verinzelter Kreuzreaktivitäten der Sonden, die richtige Merkmalskombination erkannt. Die charakteristischen Genotypen (DQ2.5, DQ2.2 und DQ8) werden somit korrekt identifiziert. (Angabe des Herstellers, siehe Handbuch S.30)
Kennzeichnung des Analyse-Verfahrens nach MPG / IVDR
CE-IVD
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