Beschreibung*
Quantitative Bestimmung von intaktem Parathormon in humanem EDTA-Plasma mittels ElektroChemiLumineszenz ImmunoAssay.
Ziel und Zweck der Untersuchung
Parathormon (PTH) wird in den Nebenschilddrüsen gebildet und in den Blutkreislauf sezerniert. Intaktes PTH besteht aus einer einzigen Polypeptidkette mit 84 Aminosäuren und hat ein Molekulargewicht von ca. 9500 Dalton. Das biologisch aktive N-terminale Fragment hat eine Halbwertszeit von wenigen Minuten. Ein selektives Messen des (weitgehend) intakten Parathormons ermöglicht eine direkte Erfassung der sekretorischen Aktivität der Nebenschilddrüse. PTH bewirkt zusammen mit Vitamin D und Calcitonin die Mobilisierung von Kalzium und Phosphat aus dem Skelettsystem und steigert die Aufnahme von Kalzium im Darm sowie die Phosphatausscheidung über die Nieren. Die Konstanz des Blutkalziumspiegels wird durch das Zusammenwirken von PTH und Calcitonin gewährleistet. Hohe Kalziumkonzentrationen hemmen, niedrige fördern die PTH-Ausschüttung. Störungen der Nebenschilddrüsenfunktion führen zu erhöhtem (Hyperkalzämie) bzw. erniedrigtem Blutkalziumspiegel (Hypokalzämie), welche durch eine Änderung der PTH-Sezernierung bedingt sind. Eine Überfunktion der Nebenschilddrüse resultiert in vermehrter PTH-Ausschüttung (Hyperparathyreodismus). Primäre Ursachen sind Adenome der Nebenschilddrüse. Beim sekundären Hyperparathyreodismus ist der Blutkalziumspiegel infolge anderer Erkrankungen (z.B. infolge Vitamin D Mangels) niedrig. Bei der Beurteilung eines Hyperparathyreodismus kommt heute der Erfassung der PTH- und Kalziumkonzentrationen eine überragende Bedeutung zu. Weiterhin ist beschrieben, dass PTH intraoperativ bei der Adenomresektion der Nebenschilddrüsen bei primärem Hyperparathyreodismus, sekundärem Hyperparathyreodismus im Fall einer Niereninsuffizienz, sowie bei tertiärem Hyperparathyreodismus nach einer Nierentransplantation eingesetzt wird. INTRAOPERATIV: 1) Patienten, die sich einer Hyperparathyreodismus-OP unterziehen, insbesondere bei minimal invasiven oder direkten Verfahren; 2) Patienten, welche sich einer Nachfolge-OP unterziehen müssen; 3) als Ersatz für traditionelle Laborbestimmungen von PTH während einer Venenlokalisierung zur Unterstützung des Angiographieteams bei der Probenentnahme. Bei Hyperparathyreodismus-Patienten, die sich einer Parathyroidektomie unterziehen, empfehlen die NACB-Guidelines Ausgangsproben vor der präoperativen Untersuchung sowie vor Beginn der Exzision zu entnehmen; nach der Exzision sollten die Proben 5 bzw. 10 Minuten nach der eigentlichen Resektion entnommen werden, wobei sich eine Abnahme der PTH-Konzentration von 50 % in Bezug auf die Ausgangskonzentration einstellen sollte. Die Richtlinien weisen überdies darauf hin, dass die Entnahme weiterer Proben erforderlich sein kann. Falls die PTH-Werte nicht unter die empfohlenen Werte fallen, kann das folgende Gründe haben: 1. es ist immer noch hyperfunktionierendes Gewebe vorhanden und weitergehende Untersuchungen sind erforderlich; 2. bei der Adenoma-Mobilisierung trat eine Spitze im PTH-Spiegel auf. Die Gesamt-Sensitivität und -Spezifität des Tests zum Nachweis einer erfolgreichen Operation gemäß der definierten postoperativen Reduktion der Kalziumkonzentration lag bei 99,6 % bzw. 93,7 %.
Prinzip des Verfahrens
Elektrochemilumineszenzimmunoassay (ECLIA) nach dem Sandwichprinzip. - 1. Inkubation: 50 μl Probe, ein biotinylierter monoklonaler PTH-spezifischer Antikörper und ein mit Ruthenium-Komplex markierter monoklonaler PTH-spezifischer Antikörper bilden einen Sandwich-Komplex. - 2. Inkubation: Nach Zugabe von Streptavidin-beschichteten Mikropartikeln wird der Komplex über Biotin-Streptavidin Wechselwirkung an die Festphase gebunden. - Messung: Das Reaktionsgemisch wird in die Messzelle überführt, wo die Mikropartikel durch magnetische Wirkung auf die Oberfläche der Elektrode fixiert werden. Danach werden mit ProCell die ungebundenen Substanzen entfernt. Durch Anlegen einer Spannung wird die Chemilumineszenzemission induziert und mit dem Photomultiplier gemessen. - Auswertung: Die Ergebnisse werden anhand einer Kalibrationskurve ermittelt. Diese wird durch eine 2-Punkt-Kalibration und eine über den Reagenzbarcode mitgelieferte Masterkurve gerätespezifisch generiert.
Literatur
Ohe et al. Usefulness of intra-operative PTH measurement in primary and secondary hyperparathyroidism: experience with 109 patients. Arq Bras Endocrinol Metab 2006;50(5):869-875. Seehofer et al. Intra-operative measurement of intact parathyroid hormone in renal hyperparathyroidism by an inexpensive routine assay. Langenbecks Arch Surg 2001;386(6):440-443. Seehofer et al. Predictive value of intact parathyroid hormone measurement during surgery for renal hyperparathyroidism. Langenbecks Arch Surg 2005;390(3):222-229. Haustein et al. The role of intra-operative parathyroid hormone testing in patients with tertiary hyperparathyroidism after renal transplatation. Surgery 2005;138(6):1066-1071. Maier et al. Parathyroid hormone after adenectomy for primary hyperparathyroidism: A study of peptide hormone elimination kinetics in humans. Jour Clin Endocrinol Metab 1998;83(11):3853-3856. Carter et al. Intra-operative testing for parathyroid hormone: a comprehensive review of the use of the assay and the relevant literature. Arch Pathol Lab Med 2003;127:1424-1442.
Ergebniseinheit
ng/l
Einheiten(sonstige)
pmol/l
Synonyme
Parathyrin Parathormon (PTH) intaktes PTH
Analysenfrequenz
täglich außer Wochenende / Feiertage
Nachforderungsmöglichkeit der Analyse
(Stunden, Tage)
3 Tage
Spezimen
(Plasma, Serum, Harn)
K3-EDTA-Plasma
Sammelperiode
nicht zutreffend
Mindestvolumen pro Anforderung vor Zentrifugation
(vor Zentrifugation)
1 ml
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe
K-EDTA Monovette
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe(sonstige)
nicht zutreffend
Spezielle Präanalytik - Probentransport
Lt. Packungsbeilage: ist aufgrund besserer Proben-Haltbarkeit des Analyten vorzugsweise K3-EDTA-Plasma zu verwenden! Falls die PTH-Bestimmung aus Serum erfolgen soll, wird empfohlen das Blut sofort zu zentrifugieren und rasch auf Eis gekühlt ins Labor zu senden. Bei Patienten unter Therapie mit hohen Biotin-Dosen (> 5 mg/Tag) sollte die Probenentnahme mindestens 8 Stunden nach der letzten Applikation erfolgen. Lt. THOMAS (7.Auflage): soll aufgrund der zirkadianen Rhythmik der PTH-Konzentration mit höheren Werten am Abend die Blutabnahme nüchtern vor 10 Uhr erfolgen. Bei Dialysepatienten soll die Blutabnahme vor der Dialyse erfolgen. - Venenpunktion - Transport über Rohrpost oder Postweg
Messbereich
6,0 - 5000 ng/l
Allgemeine Störungen
(z.B. Lipämie, Hämolyse, Bilirubinämie)
Der Test wird durch Hämolyse bei Werten von >250 mg/dl beeinträchtigt. Der Test wird nicht beeinflusst durch Ikterus (Bilirubin < 66 mg/dl), Lipämie (Intralipid < 1500 mg/dl) und Biotin (≤ 4920 nmol/l bzw. ≤ 1200 µg/l). Es wurden keine Einflüsse durch Rheumafaktoren bis zu einer Konzentration von 1200 kU/l beobachtet. Kein High-dose Hook-Effekt bei PTH-Konzentrationen bis 17000 ng/l.
Kreuzreaktionen
(z.B. immunologisch)
In seltenen Einzelfällen können Störungen durch extrem hohe Titer von Antikörpern gegen Analyt-spezifische Antikörper, Streptavidin sowie Ruthenium auftreten.
Kennzeichnung des Analyse-Verfahrens nach MPG / IVDR
CE-IVD Zertifikat
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