Beschreibung*
Genotypisierung von Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 *22 und 3A5*3 aus Vollblut mittels PCR und Schmelzkurvenanalyse.
Ziel und Zweck der Untersuchung
CYP3A5 und dessen Isoenzym 3A4 weisen eine große strukturelle Verwandtschaft sowie ein ähnliches Substratspektrum auf und sind zwei der wichtigsten Enzyme der Cytochrom P450-Enzymfamilie. Sie sind an der Verstoffwechslung einer Vielzahl von endogenen und exogenen Substanzen (endogene Steroide, Toxine, Immunsuppressiva wie Tacrolimus oder Cyclosporin uva) beteiligt. Polymorphismen im CYP3A5-oder -3A4 Gen können zu einer erniedrigten Enzymaktivität und Substrat-Metabolisierung führen und in der Folge eine Dosisanpassung notwendig machen. Der CYP3A5 Wildtyp (CYP3A5*1), welcher mit einer normalen Enzymaktivität einhergeht, kommt bei Kaukasiern nur bei rund 15% vor. Ca. 80% der Kaukasier weisen dagegen homozygot die Variante CYP3A5*3 (rs35599367, G6986A bzw. NG_008421.1:g.20493C>T) auf, welche einen vorzeitigen Abbruch der CYP3A5-Proteinsynthese bewirkt und dazu führt, dass Personen mit diesem (homozygotem CYP3A5*3) Genotyp keine CYP3A5-Enzymaktivität aufweisen. Da der homozygote Genotyp bei Kaukasiern so häufig vorkommt, wird in der Regel bei der Standarddosierung von einer fehlenden CYP3A5 Aktivität ausgegangen. Patienten mit mindestens einem Wildtyp-Allel benötigen hingegen höhere Medikamenten-Dosen (z.B. von Tacrolimus) für die gewünschte Wirkung. Andernfalls kann durch die allgemein übliche Dosierung nicht der gewünschte immunsuppressive Effekt erzielt werden (Kuehl et al., Nat Genet. 2001 Apr; 27(4): 383-91). Der CYP3A4 Wildtyp (CYP3A4*1), welcher zu einer normalen Enzymaktivität führt, kommt bei Kaukasiern mit einer Prävalenz von 90-95% vor. Ca. 3-5% der Kaukasier weisen den CYP3A4*22-Polymorphismus (rs776746, NG_007938.2:g.12083A>G) auf. Diese Variante geht in mehreren Studien mit einem reduzierten Tacrolimus-Metabolismus bzw. mit erhöhten Tacrolimus-Wirkstoffspiegeln einher. Die CYP3A5/A4-Genotypisierung ist indiziert bei Patienten vor Beginn einer Therapie mit Tacrolimus oder CyclosporinA zur schnelleren Erreichung eines stabilen Wirkstoff-Spiegels sowie bei klinischen Anzeichen einer Überdosierung oder Unterdosierung eines anderen über CYP3A4/A5 verstoffwechselten Medikamentes.
Prinzip des Verfahrens
PCR mit Schmelzkurvenanalyse für die CYP3A4 Variante *22 NG_008421.1:g.20493C>T (rs35599367) und CYP3A5*3 Variante *3 NG_007938.2:g.12083A>G (rs776746)
Literatur
• van Schaik et al. “CYP3A5 variant allele frequencies in Dutch Caucasians.” Clin Chem. 2002 Oct;48(10):1668-71. • H de jonge “In Vivo CYP3A4 Activity, CYP3A5 Genotype, and Hematocrit Predict Tracolimus Dose Requirements and Clearance in Renal Transplant Patients” Clinical Pharmacology & Therapeutiks, advance online publication 08/2012 doi:10.1038/clpt.2012.109 • D. Hesselink et al. “Genetic Polymorphism of the CYP3A4 / A5 / MDR-1 genes and pharmakokinetics oft he calcineurin inhibitor cyclosporin and tacrolimus“ Clinical Pharmacology & Therapeutiks, 2003, 0009-9236 • J. Ekbal et al. „Pharmacogenetics of immunosuppressive drugs: prospect of individual therapy for transplant patients.” Pharmacogenomics (2008), 9(5), 585-596 • L. ElensM R. R. Bouamar et al.; “A New Functional CYP3A4 Intron 6 Polymorphiosm Significantly Affects Tacrolimus Pharmacokinetics in Kidney Transplant Recipients” Clinical Chemistry 57:11, 1574-1583 (2011) • Becquemont et al. Practical recommendations for pharmacogenomics-based prescription: 2010 ESF-UB Conference on Pharmacogenetics and Pharmacogenomics. Pharmacogenomics. 2011 Jan;12(1):113-24.
Ergebniseinheit
Einheiten(sonstige)
qualitative Analyse
Synonyme
Arzneimittelnebenwirkung CYP3A4/A5 Genotypisierung Pharmakogenetik Tacrolimus Sirolimus Cyclosporin
Analysenfrequenz
bei Bedarf
Nachforderungsmöglichkeit der Analyse
(Stunden, Tage)
72 Stunden
Spezimen
(Plasma, Serum, Harn)
EDTA-Vollblut
Sammelperiode
nicht zutreffend
Mindestvolumen pro Anforderung vor Zentrifugation
(vor Zentrifugation)
1 ml
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe
K-EDTA Monovette
Spezielle Präanalytik - Probentransport
Für die CYP3A4/A5-Genotypisierung (Pharmakogenetik) ist derzeit KEINE Einverständniserklärung erforderlich. Probenanlieferung bei 2-8°C, nicht frieren, nicht aliquotieren. Keine Annahme von Sekundärröhrchen! Laut Beschluss der österreichischen Genttechnikkommission vom 4.12.2009 gilt für pharmakogenetische Untersuchungen folgende Regelung: Sollte ein im Zuge einer pharmakogenetischen Untersuchung analysierter Polymorphismus auch Aussagen i.S.d. §65 Abs.1 Z3 und 4 GTG über die Veranlagung für eine möglicherweise künftig ausbrechende genetisch bedingte Erkrankung zulassen, so ist die Untersuchung dieses Polymorphismus antragspflichtig i.S.d. §68 Abs.2 GTG.
Messbereich
CYP 3A4 Variante *22 (g. 20493C>T, rs35599367), CYP3A5 Variante *3 (g.12083A>G rs776746)
Allgemeine Störungen
(z.B. Lipämie, Hämolyse, Bilirubinämie)
• Heparin als Antikoagulans • Unzureichende Qualität und/oder Quantität des Probenmaterials
Kreuzreaktionen
(z.B. immunologisch)
nicht zutreffend
Kennzeichnung des Analyse-Verfahrens nach MPG / IVDR
in-house validierter RUO-Assay
Für die zur Verfügung gestellten Informationen kann keinerlei Gewähr im Hinblick auf Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität übernommen werden. Haftungsansprüche, welche sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden, sind ausgeschlossen. Die Verwendung und Nutzung der Zusammenstellungen liegt daher alleine im Verantwortungsbereich des Anwenders/der Anwenderin, welche(r) das ZIMCL/tirol kliniken gegenüber Ansprüchen Dritter schad- und klaglos halten wird.