Beschreibung*
Zur quantitativen Bestimmung der Neuron-spezifischen Enolase (NSE) in Humanserum mittels ElektroChemiLumineszenz ImmunoAssay “ECLIA“.
Ziel und Zweck der Untersuchung
NSE Messungen dienen der Therapie- und Verlaufskontrolle bei Patienten mit Tumorerkrankungen, insbesondere kleinzelligen Bronchialkarzinomen und Neuroblastomen. Achtung: Der NSE-Wert einer Patientenprobe kann in Abhängigkeit vom verwendeten Testverfahren unterschiedlich hoch gemessen werden. NSE-Werte, die mit unterschiedlichen Testverfahren ermittelt wurden, können nicht miteinander verglichen werden und Ursache für medizinische Fehlinterpretationen sein. pathophysiologischer Hintergrund zur NSE: Das glykolytische Enzym Enolase (2-Phospho-D-glycerathydrolase, EC 4.2.1.11), mit einem Molekulargewicht von ca. 80 kDa, kommt in verschiedenen dimeren Isoformen vor, die aus den drei immunologisch unterschiedlichen Untereinheiten α, β und γ bestehen. Die α-Untereinheit der Enolase kommt bei Säugern in zahlreichen Gewebetypen vor, während sich die β-Untereinheit vorwiegend im Herz und in der quergestreiften Muskulatur befindet. Die Enolase-Isoformen αγ und γγ, die als Neuron-spezifische Enolase (NSE) oder γ-Enolase bezeichnet werden, sind vor allem in Neuronen und neuroendokrinen Zellen sowie in daraus entstandenen Tumoren in hohen Konzentrationen nachweisbar. Bronchialkarzinom: NSE wird als Marker der Wahl bei der Verlaufskontrolle des kleinzelligen Bronchialkarzinoms beschrieben, für nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome ist CYFRA 21-1 der NSE überlegen. Beim kleinzelligen Bronchialkarzinom werden Konzentrationserhöhungen der NSE bei 60-81 % der Fälle gefunden. Für NSE besteht keine Korrelation zum Metastasenort oder zu Hirnmetastasen aber eine gute Korrelation zum klinischen Stadium, d.h. zum Ausmaß der Erkrankung. Im Verlauf einer Chemotherapie kommt es bei Ansprechen infolge Zytolyse der Tumorzellen zu einem temporären NSE-Anstieg 24-72 Stunden nach dem ersten Therapie-Zyklus. Danach erfolgt ein rasches Absinken prätherapeutisch erhöhter Serumwerte innerhalb einer Woche bzw. am Ende des ersten Therapiezyklus. Dagegen weisen Therapieversager konstant erhöhte oder nicht in den Referenzbereich abfallende Konzentrationen auf. In der Remission finden sich in 80-96 % normale NSE-Werte. Bei einem Rezidiv dagegen findet man ansteigende NSE-Werte. Der Anstieg erfolgt bei einem Teil der Fälle mit einer Vorlaufzeit von 1-4 Monaten, oft exponentiell (mit einer Verdopplungszeit von 10-94 Tagen) und in Korrelation zur Überlebensdauer. NSE ist als alleiniger prognostischer Faktor und Aktivitätsmarker während der Behandlung und Verlaufskontrolle beim KLEINZELLIGES BRONCHIALKARZINOM brauchbar: Diagnostische Sensitivität 93 %, positiver prädiktiver Wert: 92 %. NEUROBLASTOM: NSE-Serumwerte über 30 µg/l werden bei 62 % der erkrankten Kinder gefunden. Die Medianwerte steigen stadienabhängig an. Es besteht eine signifikante Korrelation zwischen der Höhe und Häufigkeit pathologischer NSE-Werte und dem Stadium sowie umgekehrt zum krankheitsfreien Überleben. APUDOM: Bei insgesamt 34 % der Fälle werden erhöhte NSE-Werte (> 12.5 µg/l) im Serum gefunden. SEMINOM: 68-73 % der Patienten zeigen eine klinisch bedeutsame NSE-Erhöhung. Es besteht eine brauchbare Korrelation zum klinischen Verlauf. ANDERE Tumoren: Nicht-pulmonale maligne Erkrankungen zeigen in 22 % Werte größer als 25 µg/l (Karzinome aller Stadien). Gehirntumoren wie Gliome, Meningiome, Neurofibrome, Neurinome gehen nur gelegentlich mit erhöhten Serum-Werten einher. Im Liquor cerebrospinalis können erhöhte NSE-Werte bei primären Hirntumoren oder Hirnmetastasen, beim malignen Melanom und Phäochromozytom auftreten. Erhöhte NSE-Konzentrationen sind bei 14 % organbegrenzter und 46 % metastasierender Nierenkarzinome beschrieben mit Korrelation zum Grading als unabhängiger Prognosefaktor. BENIGNE Erkrankungen: Erhöhte NSE-Serumkonzentrationen (> 12 µg/l) werden gefunden bei Patienten mit gutartigen Lungenerkrankungen und zerebralen Erkrankungen. Und zwar vorwiegend im Liquor bei zerebrovaskulärer Meningitis, Encephalitis disseminata, spinozerebellärer Degeneration, Hirnischämie, Hirninfarkt, intrazerebralen Hämatomen, Subarachnoidal-Blutung, Kopfverletzung, entzündlichen Hirnerkrankungen, organischen Epilepsien, Schizophrenie, Jakob-Creutzfeld-Erkrankung. [2]
Prinzip des Verfahrens
Immunologischer in vitro Test: Sandwichprinzip: • 1. Inkubation: 20 μl Probe, ein biotinylierter monoklonaler NSE-spezifischer Antikörper (Maus) und ein mit Ruthenium- Komplex markierter monoklonaler NSE-spezifischer Antikörper (Maus) bilden einen Sandwich-Komplex. • 2. Inkubation: Nach Zugabe von Streptavidin-beschichteten Mikropartikeln wird der Komplex über Biotin-Streptavidin Wechselwirkung an die Festphase gebunden. • Das Reaktionsgemisch wird in die Messzelle überführt, wo die Mikropartikel durch magnetische Wirkung auf die Oberfläche der Elektrode fixiert werden. Danach werden die ungebundenen Substanzen mit ProCell/ProCell M entfernt. Durch Anlegen einer Spannung wird die Chemilumineszenzemission induziert und mit dem Photomultiplier gemessen. • Die Ergebnisse werden anhand einer Kalibrationskurve ermittelt. Diese wird durch eine 2-Punkt-Kalibration und eine über den Reagenzbarcode mitgelieferte Masterkurve gerätespezifisch generiert.
Literatur
[1] Thomas L. Labor und Diagnose [2] Packungsbeilage
Ergebniseinheit
µg/l
Synonyme
γ-Enolase, NSE
Analysenfrequenz
täglich
Nachforderungsmöglichkeit der Analyse
(Stunden, Tage)
keine
Spezimen
(Plasma, Serum, Harn)
Serum, kein Plasma verwenden!
Sammelperiode
nicht zutreffend
Mindestvolumen pro Anforderung vor Zentrifugation
(vor Zentrifugation)
500 µl
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe
Serum Monovette
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe(sonstige)
keine
Spezielle Präanalytik - Probentransport
- Venenpunktion - Blut innerhalb 1 Stunde zentrifugieren. - In Erythrozyten und Thrombozyten enthaltenes NSE führt bei Hämolyse und unsachgemäßer Zentrifugation (z.B. längere Standzeit vor Zentrifugation) zu erhöhten Ergebnissen. - Bei Patienten unter Therapie mit hohen Biotin-Dosen (> 5 mg/Tag) sollte die Probenentnahme mindestens 8 Stunden nach der letzten Applikation erfolgen. INTERN: Transport über Rohrpost EXTERN: abzentrifugiertes Serum muss spätestens 24 Stunden nach Blutabnahme am ZIMCL eintreffen. Die Probe gekühlt (2-8°C)versenden! Für Lagerung bis zu 3 Monaten sollten die Proben folgendermaßen tiefgefroren werden: nicht mehr als 1 ml Probevolumen bei Temperaturen unter -70 °C tieffrieren und dann bei -20 °C lagern. Ein anderes Vorgehen beim Einfrieren führt zu tendenziell niedrigeren Ergebnissen. Nur 1x einfrieren.
Messbereich
0.25 - 370 µg/l
Allgemeine Störungen
(z.B. Lipämie, Hämolyse, Bilirubinämie)
Der Test wird nicht beeinflusst durch Ikterus (Bilirubin < 72 mg/dl), Lipämie (Triglyceride < 2000 mg/dl) und Biotin (< 409 nmol/l bzw. < 100 µg/l). Bewertung: Wiederfindung ± 10 % vom Ausgangswert. Hämolyse stört, da Erythrozyten NSE enthalten. Bei Patienten unter Therapie mit hohen Biotin-Dosen (> 5 mg/Tag) sollte die Probenentnahme mindestens 8 Stunden nach der letzten Applikation erfolgen. Es wurden keine Einflüsse durch Rheumafaktoren bis zu einer Konzentration von 1500 kU/l beobachtet. Kein High-dose Hook-Effekt bei NSE-Konzentrationen bis 100000 µg/l.
Kreuzreaktionen
(z.B. immunologisch)
keine Angaben
Kennzeichnung des Analyse-Verfahrens nach MPG / IVDR
CE-IVD Zertifikat
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