Beschreibung*
Nachweis von IgG-Antikörper gegen das Hepatitis-E-Virus im Serum mittels Chemilumineszenzimmunoassay (CLIA)
Ziel und Zweck der Untersuchung
Hepatitis-E-Viren (HEV) zählen weltweit zu den Haupterregern von akuter viraler Hepatitis mit bis zu 20 Millionen Infektionen jährlich. Die HEV-Übertragung erfolgt im Wesentlichen über fünf Übertragungswege: Über Wasser, Lebensmittel, Zoonose, vertikale und parenterale Übertragung bei der Transfusion infizierter Blutprodukte. Besonders häufig tritt die Erkrankung in Entwicklungsländern auf, meist in Form von Epidemien aufgrund mangelhafter Hygiene. In Industrieländern treten HEV-Infektionen nur sporadisch auf, wobei die Übertragung meist über Lebensmittel erfolgt, insbesondere über unzureichend gegartes Fleisch. HEV-Infektionen sind meist selbstlimitierend und klingen nach 2-6 Wochen ab, doch sie können auch zu fulminanter Hepatitis, extrahepatischen Manifestationen und einer hohen Sterblichkeitsrate bei schwangeren Frauen führen. Bei immunsupprimierten Patienten wie den Empfängern von Organtransplantationen oder mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV) infizierten Patienten wird die Erkrankung häufig chronisch. Die Inkubationszeit von Hepatitis E beträgt circa 15 bis 60 Tage. HEV-RNA ist etwa drei Wochen nach der Infektion in Blut und Stuhl nachweisbar, kurz vor dem Einsetzen von Symptomen. Mit dem Auftreten klinischer Symptome beginnt die Bildung von IgM-Antikörpern und bald darauf auch von IgG-Antikörpern. Laut den EASL-Leitlinien für die klinische Praxis zu Infektionen mit dem Hepatitis-E-Virus sollten alle Hepatitis-Patienten im Rahmen der einleitenden virologischen Untersuchung auf HEV getestet werden, unabhängig von ihrer vorangegangenen Reisetätigkeit. Bei immunkompetenten Personen wird zur Bestätigung der Infektion außerdem eine Kombination von serologischen und molekularen Verfahren empfohlen. Standard-Diagnosetests für Hepatitis E umfassen den Nachweis von HEV-spezifischen Anti-HEV-IgM- und Anti-HEV-IgG-Antikörpern sowie die Amplifikation des Virusgenoms. Der Anti-HEV-IgG-Antikörperspiegel erreicht etwa 4 Wochen nach dem Einsetzen von Symptomen seinen Höchstwert. Die Antikörper persistieren über 1 Jahr lang auf hohem Niveau und können als Marker einer kürzer oder länger zurückliegenden HEV-Exposition dienen. Anti-HEV-IgG-Titer nehmen im Lauf der Zeit langsam ab und können irgendwann ganz verschwinden. Die Beurteilung der Konzentration von Anti-HEV-IgG-Antikörpern kann bei der Definition des Infektionsschutzniveaus nach einer natürlichen Infektion oder der Verabreichung des Impfstoffes von Nutzen sein.
Prinzip des Verfahrens
Bei der Methode zur quantitativen Bestimmung und zum qualitativen Nachweis von spezifischem IgG gegen das Hepatitis-E-Virus (HEV) handelt es sich um einen indirekten Chemilumineszenz-Immunoassay (CLIA). Die Magnetpartikel (Festphase) sind mit rekombinanten Hepatitis-E-Antigenen beschichtet und ein monoklonaler Maus-Antikörper ist mit einem Isoluminol-Derivat konjugiert (Isoluminol-Antikörperkonjugat). Während der ersten Inkubation binden die in Kalibratoren, Proben oder Kontrollen vorhandenen HEV-Antikörper an die Festphase. Bei der zweiten Inkubation reagiert das Antikörperkonjugat mit dem Anti-HEV-IgG, das bereits an die Festphase gebunden ist. Ungebundenes Material wird nach jeder Inkubation in einem Waschzyklus entfernt. Dann werden die Starterreagenzien hinzugefügt und die Lichtreaktion (Chemilumineszenz) gestartet. Das Lichtsignal, und somit die Menge des Isoluminol-Antikörperkonjugats, wird von einem Photomultiplier in relativen Lichteinheiten (RLU, relative light units) gemessen und zeigt die Anti-HEV-IgG-Konzentration in den Kalibratoren, Proben oder Kontrollen an.
Literatur
- Aggarwal et al. Hepatitis E. Hepatology 2011; 54:2218-2226. - Kumar et al. Hepatitis E in pregnancy. Int J Gynecol Obstet 2004; 85:240–244. - Kamar et al. Influence of Immunosuppressive therapy on the natural history of genotype 3 hepatitis-E virus infection after organ transplantation. Transplantation 2010; 89: 353–360. - Ellner et al. Viral agents of gastroenteritis. In “Understanding infectious disease. St.Louis: Mosby-Year Book, 1992, pp183-186. - Hollinger et al. Hepatitis virus. In “Rose et al (eds), Manual of clinical laboratory immunology, 4th ed. Washington, DC: ASM, 1992, pp634-650.
Ergebniseinheit
Einheiten(sonstige)
qualitative Ergebnisausgabe (<0,30 IE/ml = negativ, ≥0,30 IE/ml = positiv)
Synonyme
HEV IgG Screeningtest
Analysenfrequenz
werktags täglich
Nachforderungsmöglichkeit der Analyse
(Stunden, Tage)
48 Std.
Spezimen
(Plasma, Serum, Harn)
Serum
Sammelperiode
nicht zutreffend
Mindestvolumen pro Anforderung vor Zentrifugation
(vor Zentrifugation)
2 ml Nativblut
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe
Serum Monovette
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe(sonstige)
Lithium-Heparin-Monovette, K-EDTA-Monovette, Citrat-Monovette
Spezielle Präanalytik - Probentransport
Falls die Bestimmung nicht sofort erfolgt, kann das Probenmaterial bis zu 48 Std. bei 15-30°C oder 2-8°C aufbewahrt werden. Eine längere Lagerung der Proben ist durch Aufbewahrung bei -20 °C oder tiefer möglich mit maximal 2 Tiefgefrier- und Auftau-Zyklen.
Messbereich
0,1 bis 10 IE/ml
Allgemeine Störungen
(z.B. Lipämie, Hämolyse, Bilirubinämie)
Keine Interferenzen bis: Triglyceride 3000 mg/dl Hämoglobin 1000 mg/dl Bilirubin, unkonjugiert 40 mg/dl Bilirubin, konjugiert 40 mg/dl Biotin 3500 µg/l Cholesterin 500 mg/dl Gesamtprotein 6-12 g/dl
Kreuzreaktionen
(z.B. immunologisch)
Interferenzen durch Antikörper gegen andere Viren, die infektiöse Erkrankungen verursachen können, sind nicht bekannt.
Kennzeichnung des Analyse-Verfahrens nach MPG / IVDR
CE Zertifikat der Firma DiaSorin
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