Beschreibung*
Nachweis der MYD88 L265P Mutation in isolierten CD19+ angereicherten mononukleären Zellen (Knochenmarksaspirat oder Vollblut) mittels allel spezifischer digitaler droplet PCR (ddPCR)
Ziel und Zweck der Untersuchung
Das MYD88-Protein ist eine Komponente des NF-κB-Signalweges. Es wird bei Bindung eines Liganden an den Interleukin-1-Rezeptor direkt oder bei Bindung eines Liganden an den Toll-like Receptor TLR4 durch Interaktion mit TIRAP (TIR domain containing adaptor protein) und der Bruton-Tyrosinkinase (BTK) als Homodimer aktiviert. Nachfolgend aktiviert MYD88 eine Signalkaskade über IRAK1, TRAF6, TAK1 und IKK mit Phosphorylierung von IκBα und Freisetzung von NF-κB-Proteinen, die in den Zellkern wandern und dort proliferativ und antiapoptotisch wirksam werden. Bei annähernd 90% der Patienten mit Morbus Waldenström kann die MYD88 L265P Mutation nachgewiesen werden. Der Nachweis einer MYD88 L265P Mutation kann demnach nützlich in der differentialdiagnostischen Abgrenzung des Morbus Waldenström gegenüber anderen indolenten Non-Hodgkin Lymphomen sein sowie zur Verlaufskontrolle unter Therapie (Rezidiv-Abklärung) verwendet werden.
Prinzip des Verfahrens
Das digital droplet PCR-System (ddPCR) beruht auf der Partitionierung eines konventionellen PCR-Ansatzes in bis zu 20.000 Einzelreaktionen (im ZIMCL verwendete Methode: Partitionierung mittels Wasser-Öl-Emulsion). Für gewöhnlich enthält man Partitionen, die eine oder mehrere Kopien der Ziel-DNA sowie Partitionen, die keine Ziel-DNA enthalten. Anschließend wird eine Endpunkt-PCR (z. B. mit Hydrolysesonden) und eine Detektion der Amplifikation für jedes Kompartiment durchgeführt, sodass sich ein positives (1) oder negatives (0) Signal für jede einzelne Partition ergibt. Diese 0/1-Antworten führten zu der Bezeichnung „digitale PCR“. Die Rohdaten werden dann mittels Poisson-Statistik analysiert und die absolute DNA-Ausgangskopienzahl in der Originalprobe bestimmt. Ein großer Vorteil der ddPCR liegt in der absoluten Quantifizierung von Zielgenen, d.h. eine Quantifizierung ohne Verwendung einer externen Kalibration, z.B. einer Standardkurve. Der zweite große Vorteil der ddPCR ist die Detektion von Mutationen mit geringem allelischen Anteil, die vor allem in der Krebsdiagnostik eine wichtige Rolle spielen. Bei der konventionellen qPCR-Analyse liegt das Hintergrundsignal (Kopienzahl) des Wildtyp-Allels oftmals deutlich über dem der Mutation, sodass eine Detektion der Mutation schwierig ist. Durch die Partitionierung bei der ddPCR wird das Hintergrundsignal des Wildtyps jedoch reduziert und die Mutation innerhalb der Partition aufkonzentriert. Der Nachweis von solchen raren Mutationen spielt v.a. in der MRD-Diagnostik (Minimal Residual Disease, Verlaufskontrollen bei hämatoonkologischen Erkrankungen) eine ausschlaggebende Rolle. In der ddPCR werden die gleichen Reagenzien und Arbeitsabläufe wie in den meisten Standard TaqMan –Hydrolyseprobe-basierenden PCR-Ansätzen verwendet. Beim Nachweis der MYD88 L265P Mutation kommt die allelspezifische PCR-Technologie zum Einsatz, die einen empfindlichen, genauen und hoch reproduzierbaren Nachweis der SNPs ermöglicht. Nur bei einer perfekten Übereinstimmung zwischen Sonden (MGB) und Target-DNA kommt es bei der Extension in der PCR zu einer Hydrolyse der Sonde und somit zur Detektion eines Fluoreszenzsignals.
Literatur
Camus et al. Digital PCR for quantification of recurrent and potentially actionable somatic mutations in circulating free DNA from patients with diffuse large B-cell lymphoma. Leukemia & Lymphoma 2016.57/9: 2171-2179 Hunter et al. Genomics, Signaling, and Treatment of Waldenström Macroglobulinemia. Review. Journal of Clinical Oncology 2017. 35/9: 994-1001 Varettoni et al. Pattern of somatic mutations in patients with Waldenström macroglobulinemia or IgM monoclonal gammopathy of undetermined significance. Haematologica 2017.102/12: 2077-2085 Xu et al. Myd88 L265P in Waldenström macroglobulinemia, immunoglobulin M monoclonal gammopathy, and other B-cell lymphoproliferative disorders using conventional and quantitative allele-specific polymerase chain reaction. Blood 121:11 Treon and Hunter. A new era for Waldenstrom macroglobulinemia: MYD88 L265P. Blood. 2013 121: 4434-4436. Waldenstrom’s Macroglobulinemia: A Review of Laboratory Findings and Clinical Aspects. LabMedicine. 2013 44(2): e19-21.
Ergebniseinheit
Einheiten(sonstige)
Qualitative Analyse: MYD88 L265P nachgewiesen / nicht nachgewiesen
Synonyme
Morbus Waldeström Mb Waldenström Myeloid differentiation primary response 88 Makroglobulinämie
Analysenfrequenz
je nach Anforderung
Nachforderungsmöglichkeit der Analyse
(Stunden, Tage)
24 h
Spezimen
(Plasma, Serum, Harn)
Knochenmark (idealerweise), EDTA-Vollblut
Sammelperiode
nicht zutreffend
Mindestvolumen pro Anforderung vor Zentrifugation
(vor Zentrifugation)
5 ml
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe
K-EDTA Monovette
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe(sonstige)
nicht zutreffend
Spezielle Präanalytik - Probentransport
Externe Einsendungen: Probenanlieferung bei 2-8°C, nicht frieren!
Messbereich
qualitative Analyse
Allgemeine Störungen
(z.B. Lipämie, Hämolyse, Bilirubinämie)
•Heparin als Antikoagulans kann die PCR stören •Unzureichende Qualität und/oder Quantität des Probenmaterials
Kreuzreaktionen
(z.B. immunologisch)
keine
Kennzeichnung des Analyse-Verfahrens nach MPG / IVDR
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