Beschreibung*
Quantitativer Nachweis von Östradiol im Plasma mittels Elektrochemilumineszenz Immunoassay
Ziel und Zweck der Untersuchung
Östrogene sind verantwortlich für die Entwicklung der sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale. Zusammen mit den Gestagenen steuern sie alle wesentlichen Vorgänge der Reproduktion der Frau. Das biologisch aktivste Östrogen ist das 17β-Estradiol. Es handelt sich um ein Steroidhormon mit einen Molekulargewicht von 272 D. Östrogene werden unter FSH-Einfluss vor allem im Ovar (Follikel, Corpus luteum) aber auch in kleinen Mengen im Hoden und in der Nebennierenrinde gebildet. Während der Schwangerschaft werden Östrogene hauptsächlich in der Plazenta gebildet. Etwa 98 % des Estradiol sind an Transportproteine (SHBG = Sexual Hormone binding Globulin) gebunden. Die Östrogensekretion erfolgt während des menstruellen Zyklus biphasisch. Die Estradiolbestimmung findet klinische Anwendung in Abklärung von Fertilitätsstörungen im Bereich der Achse Hypothalamus-Hypophyse-Gonaden, bei Gynäkomastie, bei östrogen-produzierenden Ovarial- und Hodentumoren sowie bei Hyperplasien der Nebennierenrinde. Weitere klinische Indikationen sind die Überwachung von Fertilitätstherapien und die Bestimmung des Ovulationszeitpunktes im Rahmen der in vitro Fertilisation (IVF). Gemäß Literatur (Aboulghar et al. 2003) ist bei Werten >3000ng/l mit einem Überstimulatiossyndrom zu rechnen. Methodisch bedingt können mit dem eingesetzten Verfahren (Immunoassay) Ergebnisse im untersten Messbereich (Resultate zwischen 5 und 13ng/l) - wie sie bspw bei Frauen in der Postmenopause oder Kleinkindern vorkommen - aufgrund der in diesem niedrigen Messbereich relativ hohen analytischen Streuung nicht mehr akkurat quantifiziert werden. Für die Ermittlung von exakten Werte sind diesfalls alternative Bestimmungsmethoden (LC-MS) erforderlich. Cave: Bei Patienten unter laufender Hormontherapie (zB Fulvestrant u.a.) kann es aufgrund von Kreuzreaktivitäten zu falsch hohen Östradiol-Werten kommen. Diesfalls ist eine Bestimmung mittels LC-MS erforderlich.
Prinzip des Verfahrens
Der Cobas8000 Estradiol III (Drittgenerationsassay) verwendet ein kompetitives Testprinzip mit zwei monoklonalen Antikörper, welche spezifisch gegen 17β-Estradiol gerichtet sind. Hierbei konkurriert endogenes Estradiol der Probe, welches mittels Mesterolon freigesetzt wird, mit dem im Test exogen zugesetzten Estradiolderivat - markiert mit Ruthenium-Komplexa - um die Bindungsstellen am biotinylierten Antikörper. Gesamtdauer des Tests: 18 Minuten • 1. Inkubation: Durch Inkubation der Probe (35 μL) mit einem Estradiol-spezifischen biotinylierten Antikörper wird, entsprechend der Analytkonzentration in der Probe, ein Immunkomplex gebildet. • 2. Inkubation: nach Zugabe eines mit Ruthenium-Komplex markierten Estradiolderivates sowie Streptavidin-beschichteter Mikropartikel werden unter Bildung eines Antikörper-Hapten-Komplexes die noch freien Bindungstellen des biotinylierten Antikörpers besetzt. Der Gesamtkomplex wird über die Biotin-Streptavidin-Wechselwirkung an die Festphase gebunden. • Das Reaktionsgemisch wird in die Messzelle überführt, wo die Mikropartikel durch magnetische Wirkung auf die Oberfläche der Elektrode fixiert werden. Danach werden mit ProCell die ungebundenen Substanzen entfernt. Durch Anlegen einer Spannung wird die Chemilumineszenzemission induziert und mit dem Photomultiplier gemessen. • Die Ergebnisse werden anhand einer Kalibrationskurve ermittelt. Diese wird durch eine 2-Punkt-Kalibration und eine über den Reagenzbarcode mitgelieferte Masterkurve gerätespezifisch generiert
Literatur
Kronenberg et al: Williams Textbook of Endocrinology. Saunders Elsevier 2008; Edition 11. Iqbal et al. Binding of testosterone and oestradiol to sex hormone binding globulin, human serum albumin and other plasma proteins: evidence for non-specific binding of oestradiol to sex hormone binding globulin. Clin Science 1983;64:307-314. Johnson et al. Relationship between ovarian steroids, gonadotropin and relaxin during the menstrual cycle. Acta Endocrinol 1993;129/2:121-125., Aboulghar et al. Ovarian hyperstimulation syndrome: classifications and critical analysis of preventive measures. Hum Reprod Update. 2003 May-Jun;9(3):275-89. Jaque et al. Deficiencies in immunoassay methods used to monitor serum Estradiol levels during aromatase inhibitor treatment in postmenopausal breast cancer patients. Springerplus. 2013 Dec;2(1):5.
Ergebniseinheit
ng/l
Einheiten(sonstige)
pg/ml, pmol/l
Synonyme
Östradiol (17 beta), Estradiol, 17-beta-Östradiol
Analysenfrequenz
täglich
Nachforderungsmöglichkeit der Analyse
(Stunden, Tage)
2 Tage
Spezimen
(Plasma, Serum, Harn)
Heparinplasma
Sammelperiode
nicht zutreffend
Mindestvolumen pro Anforderung vor Zentrifugation
(vor Zentrifugation)
0,5 ml
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe
Lithium-Heparin Monovette
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe(sonstige)
keine
Spezielle Präanalytik - Probentransport
Nach Venenpunktion INTERN: - Transport über Rohrpost EXTERN: abzentrifugiertes Plasma muss spätestens 2 Tage nach Blutabnahme am ZIMCL eintreffen. Die Probe gekühlt (2-8°C) versenden!
Messbereich
25 - 3000 ng/l
Allgemeine Störungen
(z.B. Lipämie, Hämolyse, Bilirubinämie)
Der Test wird nicht beeinflusst durch Ikterus (Bilirubin ≤ 66 mg/dl), Hämolyse (Hb ≤ 1.0 g/dl), Lipämie (Intralipid ≤ 1000 mg/dl) und Biotin (≤ 147 nmol/l bzw. ≤ 36 ng/ml). Als Bewertung gilt: Wiederfindung ± 10 % vom Ausgangswert. Bei Patienten unter Therapie mit hohen Biotin-Dosen (> 5 mg/Tag) sollte die Probenentnahme mindestens 8 Stunden nach der letzten Applikation erfolgen. Es wurden keine Einflüsse durch Rheumafaktoren bis zu einer Konzentration von 1200 kU/l beobachtet. 17 häufig verwendete Pharmaka wurden in vitro getestet. Es konnten keine Störungen festgestellt werden. Proben von Patienten, die mit Impfstoffen, welche Kaninchenserum nthalten, in Berührung gekommen sind oder die Kaninchen als Haustiere halten, können zu falschen Ergebnissen führen. In seltenen Einzelfällen können Störungen durch extrem hohe Titer von Antikörpern gegen Analyt-spezifische Antikörper, Streptavidin sowie Ruthenium auftreten. Diese Einflüsse werden durch ein geeignetes Test-Design minimiert. Für diagnostische Zwecke sind die Ergebnisse stets im Zusammenhang mit der Patientenvorgeschichte, der klinischen Untersuchung und anderen Untersuchungsergebnissen zu werten.
Kreuzreaktionen
(z.B. immunologisch)
Bei Patienten unter laufender Hormontherapie (z.B. Fulvestrant u.a.) kann es aufgrund von Kreuzreaktivitäten zu falsch hohen Östradiol-Werten kommen. Diesfalls ist eine Bestimmung mittels LC-MS erforderlich. Kreuzreaktivitäten gemäß Hersteller: a) Zugesetzte Substanz mit einer Konzentration von 0.001 μg/ml: 6-α-Hydroxy-Estradiol 102 b) Zugesetzte Substanz mit einer Konzentration von 0.01 μg/ml: 4-Hydroxy-Estradiol 3,037 c) Zugesetzte Substanz mit einer Konzentration von 0.1 μg/ml: Aldosteron nicht nachweisbar Androstendion 0.005 Equilin 0.032 Estriol 0.325 Estron 0.761 Estron‑3β‑Glucuronid 0.001 Estron‑3‑Sulfat 0.001 Ethisteron 0.006 Norethindronacetat nicht nachweisbar Pregnenolon nicht nachweisbar Progesteron nicht nachweisbar 2‑Methoxyestradiol 0.028 17β‑Estradiol‑3,17‑Sulfat nicht nachweisbar 17β‑Estradiol‑3‑β‑D‑Glucuronid 0.007 17β‑Estradiol‑17‑β‑D‑Glucuronid nicht nachweisbar 17β‑Estradiol‑3‑Glucuronid‑17‑Sulfat 0,002 17β‑Estradiol‑3‑Sulfat‑17‑Glucuronid 0.006 17β‑Estradiol‑3‑Sulfat 0.014 17β‑Estradiol‑17‑Valerat 0.059 17β‑Estradiol‑17‑Sulfat 0.016 2‑Hydroxy-Estradiol 0.053 17‑Hydroxyprogesteron nicht nachweisbar d) Zugesetzte Substanz mit einer Konzentration von 0.2 μg/ml: 17‑α‑Ethinylestradiol 0.334 Cortisol 0.004 Cortison 0.002 Tamoxifen nicht nachweisbar e) Zugesetzte Substanz mit einer Konzentration von 0.25 μg/ml: Chlomiphen nicht nachweisbar f) Zugesetzte Substanz mit einer Konzentration von 1.0 μg/ml: Prednisolon nicht nachweisbar g) Zugesetzte Substanz mit einer Konzentration von 10 μg/ml: Danazol nicht nachweisbar DHEA‑S nicht nachweisbar Testosteron nicht nachweisbar 5‑α‑Dihydrotestosteron (DHT) nicht nachweisbar 5‑Androsten‑3β,17β‑diol nicht nachweisbar
Kennzeichnung des Analyse-Verfahrens nach MPG / IVDR
CE-IVD Zertifikat
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