Beschreibung*
Nachweis von Mutationen im Exon 12 des JAK2-Gens in isolierten Leukozyten aus mittels Erythrozytenlyse (Vollblut, Knochenmarkaspirat) gewonnenen Gesamtleukozyten mittels Multiplex PCR und Fragmentanalyse
Ziel und Zweck der Untersuchung
Myeloproliferative Erkrankungen (CMPEs) sind durch die autonome irreversible klonale Proliferation maligner transformierter hämatopoetischer Stammzellen, insbesondere des Knochenmarks, charakterisiert, wobei die bevorzugte Zelldifferenzierung syndromspezifisch erhalten bleibt. Die wichtigsten Vertreter der myeloproliferativen Syndrome sind die chronisch myeloische Leukämie (CML), die Polyzythämia vera (PV), die essentielle Thrombozythämie (ET) und die Primäre Myelofibrose (PMF). Seit der Erstbeschreibung im Jahr 2005 ist bekannt, dass die klassischen BCR-ABL negativen MPNs molekular durch eine Punktmutation in der Januskinase 2 (JAK2) gekennzeichnet sind. Diese Punktmutation führt zum Aminosäureaustausch Valin -> Phenylalanin an Position 617 des JAK2-Proteins (V617F-Mutation) und konsekutiv zur konstitutionellen Aktivierung der JAK2-Kinase. Die JAK2 V617F-Mutation ist in unterschiedlichem Prozentsatz bei den 3 häufigsten BCR-ABL1 negativen MPNs zu finden – in mehr als 95% bei Polyzythämia vera (PV), und in einem deutlich geringeren Prozentsatz (~50%) bei Primärer Myelofibrose (PMF) oder Essentieller Thrombozythämie (ET). Ein negativer JAK2 V617F-Befund schließt also die genannten Erkrankungen nicht aus. Wesentlich seltener als die JAK2 V617F-Mutation, der eine Nukleotidmutation im JAK2 Exon 14 zu Grunde liegt, finden sich Mutationen in anderen Abschnitten des JAK2-Gens. Vor allem sind diese in Exon 12 des JAK2-Gens zu finden. Patienten mit JAK2 Exon 12-Mutationen weisen das Bild einer isolierten Erythrozytose, d.h. einer Polyzythämia vera oder anderen Erkrankungen mit Erythrozytose auf. JAK Exon12 Mutationen wurden in PV nachgewiesen sind aber typischerweise nicht mit ET oder MF assoziiert. Exon12 Mutationen kommen bei 27-30% der seltenen Fällen von JAK2V617F negativen Patienten mit PV vor (entspricht einer Anzahl von 2-3% bei PV-Patienten). Die häufigsten JAK2 Exon12 Mutationen sind kleine Deletionen zwischen 3 und 12 Nukleotiden, wobei die 6-bp-Deletion am häufigsten auftritt. Weniger oft nachweisbar sind Tandem-Nukleotid-Substitutionen, die zum Aminosäuren-Austausch K539L führen, und In-Frame-Duplikationen, welche üblicherweise 33bp lang sind. Die im ZIMCL eingesetzte Methode (Multiplex PCR mit Fragementanalyse) detektiert JAK2 Exon12 Insertionen, Deletionen und die K539L Substitution, welche in Summe 97% aller JAK2 Mutationen ausmachen. Seltene Substitionen (ca. 3% d.F.) wie F537I, D544G oder L545S werden nicht erfasst, sind jedoch nur in Einzelfällen und mit unklarer Signifikanz beschrieben. In JAK2V617F negativen Patienten mit PV gilt der Nachweis von Exon12 Mutationen ebenfalls für den Nachweis einer Klonalität in den WHO Kriterien, daher wird empfohlen JAK2-V617F negative Patienten mit Erythrozytose auf JAK2-Exon12 Mutationen in einem schrittweisen Algorithmus zu screenen. Gemäß Tefferi. JAMA Oncol. 2015 (1):97-105 ist bei Verdacht auf das Vorliegen einer MPN aus labordiagnostischer Sicht folgende stufendiagnostische Nachweisreihenfolge zu empfehlen: V.a. PV: 1) JAK2 V617F -> 2) JAK2 Exon12 -> 3) KM-Morph. V.a. ET: 1) JAK2 V617F -> 2) CALR -> 3) MPL -> 4) KM-Morph. V.a. PMF: 1) KM-Morphologie -> 2) JAK2, CALR, MPL
Prinzip des Verfahrens
Multiplex PCR-Amplifikation von isolierter genomischer DNA (Exon12 des JAK2-Gens inklusive allelspezifische Amplifikation der Substiutionsmutation K539L) zur Identifizierung einer vorliegenden Mutation (Insertion/Duplikation und Deletion) mittels Fragmentanalyse (Fragmentlängenbestimmung mit fluoreszenzbasierender Kapillarelektrophorese)
Literatur
-Bench et al 2013. Molecular diagnosis of the myeloproliferative neoplasms: UK guidelines for the detection of JAK2 V617F and other relevant mutations. British J Haematology, 2013: 160: 25-34 -Scott et al 2007. JAK2 Exon 12 Mutations in Polycythemia Vera and Idiopathic Erythrocytosis. NEJM 2007: 356: 459-468 -Kralovics et al 2005. A gain of function mutation of JAK2 in myeloproliferative disorders. NEJM 2005:352: 1779-1790 -Passamonti et al 2011. Molecular and clinical features of the myeloproliferative neoplasm associated with JAK2 exon 12 mutations. Blood 2011:117: 2813-2816 -Campo et al 2011. The 2008 WHO classification of lymphoid neoplasms and beyond: evolving concepts and practical applications. Blood 2011: 117: 5019-5032 -Furtado et al 2013. A multiplexed fragmentanalysis-based assay for detection of JAK2 Exon12 Mutations. The Journal of Molecular Diagnostics 2013, 15:592-599
Ergebniseinheit
Einheiten(sonstige)
qualitative Analyse (Mutation nachgewiesen/nicht nachgewiesen)
Synonyme
Janus Kinase 2 JAK Ex12 Polycythemia Vera PV Polyglobulie
Analysenfrequenz
nach Anforderung
Nachforderungsmöglichkeit der Analyse
(Stunden, Tage)
24h
Spezimen
(Plasma, Serum, Harn)
EDTA-Vollblut, Knochenmarkaspirat;
Sammelperiode
nicht zutreffend
Mindestvolumen pro Anforderung vor Zentrifugation
(vor Zentrifugation)
zumindest 5ml EDTA-Blut bzw. 3-5ml Knochenmark zur Leukozytenisolierung
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe
K-EDTA Monovette
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe(sonstige)
Heparinisierte Spritze für Knochenmarkaspirat
Spezielle Präanalytik - Probentransport
INTERN: EDTA Blut bzw. Knochenmarkaspirat SOFORT NACH GEWINNUNG mittels ROHRPOST INS ZIMCL einsenden EXTERN: EDTA Blut bzw. Knochenmarkaspirat bei 15-25°C innerhalb von 24h ins ZIMCL versenden. EDTA-Vollblut bzw. Knochenmarkaspirat NIEMALS FRIEREN und auch KEINESFALLS auf Gefrierelemente legen!
Messbereich
nicht zutreffend (qualitative Analyse)
Allgemeine Störungen
(z.B. Lipämie, Hämolyse, Bilirubinämie)
- Unzureichende DNA-Ausbeute (zu geringe Zellzahl im Primärmaterial, Primärmaterial geronnen) - Unzureichende DNA-Qualität (Degradierung, inadäquate Präanalytik) - Heparinkontamination der Probe
Kreuzreaktionen
(z.B. immunologisch)
nicht zutreffend
Kennzeichnung des Analyse-Verfahrens nach MPG / IVDR
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