Beschreibung*
Quantitative, WHO standardisierte Bestimmung von IgG-Antikörpern gegen die Spike-Rezeptor-Bindungsdomäne (RBD) von SARS-CoV-2 mittels Chemilumineszenz-Mikropartikelimmunoassay (CMIA) in Humanserum.
Ziel und Zweck der Untersuchung
Der Abbott SARS-CoV-2 IgG II Quant Assay ist ein Chemilumineszenz Mikropartikelimmunoassay (CMIA) zum qualitativen und quantitativen Nachweis von IgG-Antikörpern gegen die Spike-Rezeptor-Bindungsdomäne (RBD) des SARS-CoV-2 Virus in Humanserum und -plasma auf dem ARCHITECT i System. In Verbindung mit dem klinischen Bild und weiteren Labortests wird er als Hilfsmittel zur Diagnose einer SARS-CoV-2-Infektion oder bei der Bestimmung des entsprechenden Immunstatus eingesetzt. Die Ergebnisse des SARS-CoV-2 IgG II Quant Assays sollten nicht als alleinige Grundlage für die Diagnose verwendet werden. COVID-19 ist definiert als Erkrankung, die durch ein neuartiges Coronavirus verursacht wird, das jetzt als Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) bezeichnet wird. Die Virus-RNA kodiert für vier Strukturproteine, darunter Spike (S), Membran (M), Envelope (E) und Nukleokapsid (N), wobei das S-Protein aus zwei Untereinheiten S1 und S2 besteht. Die Rezeptor-Bindungsdomäne (RBD) ist in der S1-Untereinheit enthalten und besitzt eine hohe Affinität für den Angiotensin Converting Enzym 2 (ACE2)-Rezeptor auf der Zelloberflächenmembran, welcher für den Eintritt des Virus in die Wirtszelle von entscheidender Bedeutung ist. Die Bildung von Antikörpern (gegen RBD, S und N Protein) ist im Allgemeinen zwischen 7 und 15 Tagen nach dem Ausbruch der Krankheit nachweisbar. Zur Diagnose einer akuten SARS-CoV-2-Infektion ist der positive Nachweis von viraler RNA (aus Abstrichen der oberen oder unteren Atemwege) mittels ReverseTranskriptase-Polymerase-kettenreaktion (RT-PCR) dem serologischen Antikörpertest in der Regel überlegen da einerseits messbare Antikörperspiegel erst Tage bis Wochen nach dem Auftreten von Symptomen gebildet werden und andererseits insbesondere milde Verläufe nur zu geringen Antikörperspiegeln führen. Die Diagnose einer akuten Infektion mit SARS-CoV-2 auf Basis einer einmaligen Bestimmung der Antikörper ohne Zusammenschau mit klinischen Symptomen /PCR ist somit nicht empfohlen. Ein positives Antikörpertestergebnis kann bei (klinischen) Verdachtsfällen (z.B. Patienten mit typischen radiologische Befunde und Symptomen) aber negativem PCR Ergebnis (z. B. aufgrund eines zu späten Abstrichs oder fehlerhafter Präanalytik) die Diagnose erhärten. Für aussagekräftige serologische Ergebnisse sollten 2 Patientenproben untersucht werden, eine aus der akuten (Woche 1 der Erkrankung) und eine aus der Rekonvaleszenzphase (3 bis 4 Wochen später), um nach Möglichkeit eine Serokonversion zu dokumentieren. Der Assay kann als Hilfsmittel dienen zur Bestimmung des Immunstatus von infizierten Personen und zur Überwachung der Antikörperreaktion bei Personen, die einen COVID-19-Impfstoff - nur Biontec-Pfizer liegen Herstellerdaten vor - erhalten haben. Hierzu werden die IgG-Antikörper gegen die Spike-Rezeptor-Bindungsdomäne (RBD) von SARS-CoV-2 quantitativ bestimmt. Auf Basis dieses serologischen Tests alleine ist jedoch nicht feststellbar, ob die Antikörperbildung aufgrund einer erfolgten Impfung oder einer durchgemachten Infektion erfolgte. Um dies zu unterscheiden ist zusätzlich ein Test der Antikörper gegen das N-Protein erfasst notwendig (z. B. Roche Elecsys Anti-SARS-CoV-2). Die Persistenz von IgG-Antikörpern ermöglicht die Identifizierung von Personen, die in der Vergangenheit infiziert waren und sich von der Krankheit erholt haben und ist bei serologischen Studien nützlich, um die Prävalenz der SARS-CoV-2-Infektion in ausgewählten Gruppen oder breiteren Bevölkerungsgruppen zu beurteilen. Negative Ergebnisse können z.B. durch Immunsuppression oder einer zu geringen Zeitspanne zwischen Impfung bzw. Infektion und Antikörpermessung bedingt sein, oder können in sehr seltenen Fällen auch auf ein ursprünglich falsch positives PCR-Ergebnis hindeuten (z. B. durch Proben-Kontamination bei der Abstrich-Abnahme). Unabhängig ob der Test bei Zustand nach durchgemachter Infektion oder nach erfolgter Impfung eingesetzt wird, gibt es derzeit noch keine ausreichenden Daten zur Dauer der Immunität in Abhängigkeit vom ermittelten Antikörperspiegel. Auch wenn neutralisierende Antikörper in diesem Test miterfasst werden, ist die derzeitige Datenlage noch unzureichend ob hieraus auch äquivalente Aussagen zu einem echten Virus-Neutralisationstest (PRNT) abgeleitet werden können (dies gilt insbesondere bei Impflingen!). Die Sensitivität des Tests beträgt lt. Hersteller in den ersten 7 Tagen nach Auftreten der Symptome 51,69% (95%CI 42,77-60,51%), vom 8. bis zum 14. Tag 87,12% (95%CI 81,11-91,42%) und ab dem 15. Tag 99,37% (95%CI 96,50-99,97%). CAVE: EINSCHRÄNKUNGEN BEZÜGLICH DEM "NACHWEIS NEUTRALISIERENDER ANTIKÖRPER": - Virus-Neutralisationstests sind reine in-vitro Tests, deren Aussage sich auf die Schutzwirkung gegenüber SARS-CoV-2 von Zellkultur-Zellen, nicht aber von Zellen im lebenden Organismus, beschränken. Sichere Rückschlüsse auf die in-vivo Immunität (Stichwort „sterile Immunität“) können somit NICHT erfolgen. - Immunität ist ein komplexer biologischer Prozess, insbesondere auch bei Atemwegs-Infektionen. Die vom Testsystem nachgewiesenen IgG-Antikörper stellen nur einen Teil der Immunantwort dar. Insbesondere sekretorische IgA-Antikörper und die zelluläre Immunität (T-Zellen) spielen eine entscheidende Rolle und werden NICHT erfasst. - Die Vergleichsdaten zwischen Antikörper- und Neutralisationstest wurden vom Hersteller und vom ZIMCL bis jetzt nur für COVID-Patienten, NICHT aber für Impflinge, erhoben, sodass sich die Aussage bis dato auf das erstere Kollektiv beschränkt. Außerdem beziehen sich die Daten lediglich auf den Virus-Wildtyp, NICHT auf die diversen im Umlauf befindlichen Mutanten. - Unabhängig von biologischen Aspekten gibt es derzeit keine gesetzliche Grundlage, die einen Ersatz der in §17 Abs(12) der 4. COVID-19-Schutzmaßnahmenverordnung, Fassung vom 12.04.2021, geforderten Virusneutralisationstest durch Immunoasssays zum Nachweis neutralisierender Antikörper gestattet. -Eine orientierende Evaluierung des ZIMCL bzgl. der Korrelation zwischen dem SARS-CoV-2 IgG Assay von Abbott mit dem TCID50 Virusneutralisationsassay (AGES) bei Proben mit einem grenzwertigen (im Bereich des cut-offs von 7.1 BAU/ml) bzw. schwach positiven BAU/ml Ergebnis (vor allem Impflings-Seren) hat ergeben, dass bei diesen grenzwertigen/schwach positiven Befunden die qualitative positive Übereinstimmung nur 64% betrug, 9 von 25 verglichenen Proben zeigten ein positives Ergebnis mit Abbott bei einem jedoch negativen Neutralisationstest-Ergebnis. Erst ab ca. 50 BAU/ml konnte in diesem kleinen Kollektiv stets ein positives Neutralisationstest-Ergebnis gefunden werden (bei einem größeren Kollektiv ist dieser Wert aller Wahrscheinlichkeit noch höher anzusiedeln!)
Prinzip des Verfahrens
Dieser Assay ist ein automatisierter Zwei-Schritt-Immunoassay zum qualitativen und quantitativen Nachweis von IgG-Antikörpern gegen SARS-CoV-2 in Humanserum und -plasma und beruht auf der Technik des Chemilumineszenz-Mikropartikelimmunoassays (CMIA). Probe, mit SARS-CoV-2-Antigen beschichtete paramagnetische Mikropartikel und Assayverdünnungsmittel werden gemischt und inkubiert. Die in der Probe vorhandenen IgG-Antikörper gegen SARS-CoV-2 binden an die mit SARS-CoV-2-Antigen beschichteten Mikropartikel. Das Gemisch wird gewaschen. Das akridiniummarkierte anti-human-IgG-Konjugat wird zugegeben und so ein Reaktionsgemisch hergestellt und inkubiert. Nach einem Waschzyklus werden Pre-Trigger- und Triggerlösung zugegeben. Die resultierende Chemilumineszenzreaktion wird in relativen Lichteinheiten (RLE) gemessen. Die Menge an IgG-Antikörpern gegen SARS-CoV-2 in der Probe ist zu den vom optischen System gemessenen RLE direkt proportional.
Literatur
s. Verlinkungen
Ergebniseinheit
Einheiten(sonstige)
BAU/ml (Binding Antibody Units);
Synonyme
COVID-19 IgG Antikörper quantitativ, SARS-CoV-2 IgG Antikörper quantitativ
Analysenfrequenz
täglich
Nachforderungsmöglichkeit der Analyse
(Stunden, Tage)
7 Tage (bei Lagerung bei 2°C-8°C)
Spezimen
(Plasma, Serum, Harn)
Serum
Sammelperiode
nicht zutreffend
Mindestvolumen pro Anforderung vor Zentrifugation
(vor Zentrifugation)
1 ml
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe
Serum Monovette
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe(sonstige)
keine
Spezielle Präanalytik - Probentransport
- Venenpunktion INTERN: Transport über Rohrpost EXTERN: abzentrifugiertes Serum/Plasma muss spätestens 5 Tage nach Blutabnahme am ZIMCL eintreffen. Die Probe gekühlt (2-8°C) versenden! Für längere Lagerung sollten die Proben tiefgefroren werden (-20°C oder tiefer).
Messbereich
2,98-5680 BAU/ml, im rerun 1:2 verdünnt bis 11360 BAU/ml
Allgemeine Störungen
(z.B. Lipämie, Hämolyse, Bilirubinämie)
Keine Störung bis zu folgender Konzentration Unkonjugiertes Bilirubin 40 mg/dl Konjugiertes Bilirubin 40 mg/dl Hämoglobin 1000mg/dl Triglyceride 2000mg/dl Gesamtprotein 15 g/dl Paracetamol 15.6 mg/dL Alprazolam 0.0258 mg/dL Ascorbinsäure 5.25 mg/dL Azithromycin 1.11 mg/dL Biotin 4250 ng/mL Captopril 0.264 mg/dL Fluoxetin 0.142 mg/dL Guaifenesin 0.450 mg/dL Hydroxychloroquin 388.8 ng/mL Ibuprofen 21.9 mg/dL Remdesivir 27 µmol/L
Kreuzreaktionen
(z.B. immunologisch)
Der anti-human-IgG-Antikörper, der im SARS-CoV-2 IgG II Quant Assay verwendet wird, weist eine klassenspezifische Reaktivität nur für humanes SARS-CoV-2 IgG auf. Es wurden keine Bindungen mit humanem SARS-CoV-2 IgM beobachtet.
Kennzeichnung des Analyse-Verfahrens nach MPG / IVDR
CE-IVD Zertifikat laut Beipack
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