Beschreibung*
Qualitative Angabe von Harnsäurekristallen in der Gelenksflüssigkeit mittels Mikroskopie
Ziel und Zweck der Untersuchung
Bei Verdacht auf Gicht und zur Differentialdiagnose Pseudogicht wird die Gelenksflüssigkeit auf Vorhandensein von Harnsäurekristallen untersucht. Harnsäurekristalle sind die am häufigsten gefundenen Kristalle. Sie sind dünn und nadelförmig und haben eine Länge von ungefähr 10 bis 20 μm. Die Nadeln leuchten unter kompensierter Rotpolarisation bei Ausrichtung nach 10 Uhr blautürkis und bei Ausrichtung nach 2 Uhr gelborange auf. Sie können sowohl intra- als auch extrazellulär liegen. Bei einer Gicht sind kristallin ausgefällte Natriumuratkristalle in und auch außerhalb der neutrophilen Granulozyten des Gelenkergusses nachweisbar. Die nadelförmigen und zu Büscheln angeordneten Natriumuratkristalle zeigen im polairsierten Licht eine starke Doppelbrechung und sind wasserlöslich (und daher in den üblichen histologischen Schnitten nicht nachweisbar). Die Kristall-Identifikation ist der einzige schlüssige Nachweis einer Kristall-Arthropathie. Empfohlen wird der Nachweis von mindestens zwei Kristallen (Suche während 10–20 Minuten in mindestens zwei Frischpräparaten). Im Gegensatz zu Urat-Kristallen liegen intrazelluläre Ca-Pyrophosphat-Kristalle oft in grossen Phagozytose-Vakuolen, eine intra- oder extrazelluläre Kristall-Lokalisation besitzt jedoch keine klinische Bedeutung. Gelegentlich findet sich eine gemischte Kristall-Arthropathie mit gleichzeitigem Nachweis von Urat-Kristallen. Eine hohe CPPD-Kristalldichte im Punktat ist oft Ausdruck einer gleichzeitigen septischen Arthritis.
Prinzip des Verfahrens
Polarisationsmikroskopie Wird die Kristall-Längsachse parallel zur Orientierungslinie des Kompensators ausgerichtet, leuchten die Kristalle im Polarisationsmikroskop gelb auf.
Literatur
siehe verlinkte Dokumente
Ergebniseinheit
Einheiten(sonstige)
qualitativ: negativ oder positiv
Synonyme
Urat-Kristalle
Analysenfrequenz
Montag bis Freitag - Sollte es sich seitens des Einsenders um eine dringende Analyse handeln (dieser teilt dies durch einen Anruf im ZIMCL mit), sind die Proben je nach Kompetenz natürlich 24 Stunden abzuarbeiten.
Nachforderungsmöglichkeit der Analyse
(Stunden, Tage)
7 Tage
Spezimen
(Plasma, Serum, Harn)
Gelenksflüssigkeit (möglichst rasch nach Punktion einsenden)
Sammelperiode
nicht zutreffend - bevorzugt frische Proben direkt nach Punktion
Mindestvolumen pro Anforderung vor Zentrifugation
(vor Zentrifugation)
mindestens 1 Tropfen (ca.0,10ml) - optimal 3-5ml Synovialflüssigkeit
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe
Abnahmegefäß inkl. Zusatzstoffe(sonstige)
Nativröhrchen
Spezielle Präanalytik - Probentransport
frische Proben im sterilen Nativröhrchen ohne Zusatz
Messbereich
negativ (keine Kristalle vorhanden), positiv (ab mindestens 2 Kristallen)
Allgemeine Störungen
(z.B. Lipämie, Hämolyse, Bilirubinämie)
Aus L.Thomas: Labor und Diagnose: Calciumoxalat und Lithiumheparin: Beide Antikoagulantien können Kristalle in der SF bilden und von PMN phagozytiert werden. Calciumoxalatkristalle weisen meist kubische Formen auf, Lithiumheparinkristalle haben unterschiedliche Formen. Amyloid: In Lysosomen von Synovial lining cells finden sich häufig Amyloidaggregate. In der SF können diese Protein-Polysaccharidkomplexe (Amyloid) auf Grund ihrer hohen Affinität zu Kongorot angefärbt werden. Dabei kommt es zu einer grünen Doppelbrechung unter polarisiertem Licht. Die Bestimmung des Amyloids in der SF wird als Nachweis für die Arthropathie bei Amyloidose angesehen. Medikamente: Nach Injektion von Glucokortikoiden und Lokalanästhetika (Lidocain, Mepivacoin) kann es zur Bildung von Kristallen in der SF kommen. Hinweisend für Artefakte sind unterschiedlich geformte extrazelluläre Kristalle mit unregelmäßiger Polarisation. Bei Präparaten mit Kortison-Kristallen kann es zum fast vollständigen Fehlen von Granulozyten kommen, so bald das Kortison seine Entzündungs hemmende Wirkung ausübt. Dies kann zur Abgrenzung der Kortison-Kristalle gegenüber den Harnsäure- und Calciumpyrophosphat-Kristallen genutzt werden. Polypropylen-Abrieb: Durch den ansteigenden Einbau von Gelenkprothesen werden in der SF auch verschiedenstes Abriebmaterialien wie Metall, Keramik und Polypropylen gefunden. In der SF stellt sich der Abrieb von Kunststoff als dunkle Partikel dar, die polarisationsoptisch die unterschiedlichsten Effekte auslösen können. Der Nachweis von Polypropylen in der SF hilft Prothesenlockerungen bzw. Defekte frühzeitig zu erkennen
Kreuzreaktionen
(z.B. immunologisch)
nicht zutreffend
Kennzeichnung des Analyse-Verfahrens nach MPG / IVDR
nicht IVD/CE zertifiziert
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